Autor: Oliver Schmidt, Torwartschule Westerwald
Es gibt viele Sprüche zum Thema Torwart. Der wohl am meisten Benutzte ist sicherlich: „Torwart und Linksaußen haben einen an der Klatsche…“. So oder so ähnlich hören wir es bei Spielen, beim Training oder sogar bei Fortbildungen.
Ja, wir reden über einen „kleinen Kreis“ von Fußballern, welche als einzige auf dem Spielfeld das Privileg haben, den Ball in die Hand nehmen zu dürfen. Aber nicht nur das macht die Position hinter der Mannschaft so einzigartig und interessant. Bereits in der Ausbildung der jungen Talente muss auf eine vielfältige Bewegungsschulung in allen Bereichen geachtet werden. Dies ist zwar auch wichtig für die Entwicklung der Feldspieler, allerdings sind die Bewegungsabläufe beim Torhüter umfangreicher. Nicht zuletzt ist es nicht nur ein sprichwörtliches Auf und Ab beim Torwart, nein, er muss dies auch körperlich bewältigen können. Hierzu gehört schon eine gehörige Portion an Ehrgeiz und Willen in jedem Training wieder hundertprozentige Leistung abzurufen, und dies egal bei welchem Gemütszustand oder Wetter.
Welcher Keeper kennt das nicht. Den ganzen Tag hat es geregnet. 18 Uhr, Torwarttraining steht auf dem Plan. Selbst der Torwarttrainer steht da, und hat ein süffisantes Lächeln auf dem Gesicht. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung…“. Spätestens nach einer Viertelstunde sind die Klamotten so schwer, als wäre man damit schwimmen gegangen. Und wir sprechen noch nicht von den Handschuhen die selbst nach dem dritten Mal Auswringen sich noch so anfühlen, als seien sie mit einem Gummiband auf der Erde befestigt. All dies macht dem Torwart nichts aus. Im Gegenteil, das Gleiten über die nasse Wiese mit dem Sichern eines „nicht haltbaren“ Balles, und die Aufforderung des TW-Trainers „Komm, zwei gehen noch“ beflügelt, um am Ende noch drei Bälle zu bekommen. Nach dem Training ist die verschworene Gemeinschaft von Torwarttrainer und Torhütern zwar durchnass, aber innerlich sehr zufrieden. Da lohnt sich die warme Dusche.
Es gibt bei den Profis ausreichend Bespiele für die „Verrücktheit“ eines Torwarts. YouTube und Co. zeigen dies sowohl im Spiel als auch drumherum. Oliver Kahn hat mal gesagt: „Torwart ist keine Position, sondern eine Lebenseinstellung“. Diese Aussage spiegelt recht gut das wieder, was es ausmacht ein guter Keeper zu werden. In der Ausbildung der Torhüter wird u.a. auch die Spielsituation des 1 gegen 1 trainiert. Mal abgesehen von technischen Abläufen, oder wo die Situation im Spiel stattfindet, ist es immer noch wichtig, dem gegnerischen Stürmer die größt mögliche Fläche entgegen zu stellen, auch wenn dies bedeutet, den Ball mal „in die Fresse“ zu bekommen. Ein Risiko dem sich junge und ältere Keeper stellen müssen. Allein hierfür ernten wir des Öfteren ein Lächeln der Mannschaftkollegen, die im Umkehrschluss aber immer wissen, was sie an dem „Wahnsinnigen zwischen zwei Pfosten“ habe, der ihnen mal wieder den Dreier in der vorletzten Minute gerettet hat.
All dies macht uns stolz Torhüter zu sein, oder neue Talente zu fordern und zu fördern, dass es im Kleinen und im Großen weiterhin in Deutschland gute Torleute geben wird